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Sarköy und Manastir

Kelims und Teppiche vom Balkan und aus AnatolienH

In den letzten Jahrzehnten stieß ich während meiner Reisen in Anatolien immer wieder auf Flachgewebe, die sich von den meisten anatolischen Kelims deutlich unterschieden. Es waren mit sehr fein gesponnener Wolle oft fast papierdünne Gewebe, die deutliche Farb- und Musterverwandtschaft mit dem südosteuropäischen Kelim aufwiesen. Diese Textilien wurden in den letzten Jahrhunderten vorwiegend in dem heutigen Bulgarien gewebt und beziehen sich hauptsächlich auf die Mustertradition der (Ur-)Bevölkerung, die als asiatische Turkvölker im 7. Jh. n. Chr. über die Donau setzten, einwanderten und sich mit den dortigen Slawen vermischten. Strittig ist bis heute, ob die anatolischen Elemente, z. B. des Sarköy-Kelims, auf diese erste Turkbesiedelung oder auf die Osmanischen Eroberungen des 15. und 16. Jh. zurückzuführen sind. Damals zogen zahlreiche Yörükenstämme aus Anatolien in die frisch eroberten Gebiete des Balkans und usurpierten die besten Weidegebiete. Natürlich wurde dadurch auch die Textil-Kultur dieser Region stark beeinflusst.

Beeindruckt war ich bei den Geweben immer von der Einzigartigkeit und der fühlbaren Magie. Bei der Beschäftigung mit den Balkangeweben fielen mir immer wieder die Ähnlichkeiten zwischen sog. Sarköy-Kelims und sog. Manastir-Kelims (aus Manastir auch Teppiche) auf. Diese Web- und Knüpfarbeiten stammen meistens aus dem Balkangebiet.

Da aber das Osmanische Reich sich im 18. und 19. Jh. immer weiter zurückzog und Anfang des 20. Jh. fast den gesamten Balkan verloren hatte, setzte in diesen Zeiten eine Rückwanderung der türkischen Bevölkerung ein. Die Rückwanderer siedelten sich vor allem in West- und Zentral-Anatolien an und webten und knüpften weiter ihren althergebrachten Kelim oder Teppich. So läßt sich der Ursprung oft nicht genau bestimmen. Die anatolische Mustertradition wanderte also mit den Eroberern weit nach Südosteuropa, vermischte sich dort mit einheimischen Elementen und kehrte dann Jahrhunderte später wieder nach Anatolien zurück.

Sarköy heißt heute Pirot und ist ein Ort in Südost-Serbien an der Grenze zu Bulgarien.
Manastir (altgriechisch: Monasterion = Kloster) heißt heute Bitola und liegt in Süd-Makedonien.
In der Region um diese Orte hergestellte Gewebe nennt man "Sarköy" oder "Manastir".

Kelim
NW-Bulgarien
Sarköy
Mitte 19. Jh.
gewebt

111 x 42 cm

Kelim
Thrakien,
Sarköy,

Mitte 19. Jh gewebt

132 x 107 cm

 

Kelim
NW-Bulgarien,
Sarköy,

1. Hälfte 19. Jh
gewebt

178 x 128 cm

Kelim
West -Bulgarien
Sarköy

Mitte 19. Jh. gewebt,

220 x 154 cm

Kelim
Thrakien,
Sarköy,

19. Jh gewebt

292 x 191 cm

Kelim
NW-Bulgarien
Sarköy

19. Jh.
gewebt

161 x 104 cm

Teppich

Makedonien
Manastir

19. Jh.
geknüpft

180 x 123 cm

Gebetsteppich
Makedonien
Manastir

19. Jh.
geknüpft

153 x 113 cm

Gebetsteppich
Makedonien
Manastir

19. Jh.
geknüpft

130 x 95 cm

Gebetskelim
Makedonien
Manastir

19. Jh.
gewebt

160 x 130 cm

Gebetskelim
Makedonien
Manastir

19. Jh.
gewebt

163 x 90 cm

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